BAZAR D´AK

Matjaž Grilj

Bazar d`AK – Bazar der Arbeiterkammer – nennt Franz Konrad seine Ausstellung, die er uns hier und heute präsentiert. Der orientalische Bazar steht für die flirrende Fülle von Farben und Düften, für Trubel und Vielfalt von Stimmen und Tönen, für Austausch und Begegnung, er ist das pralle, geschäftige und schrille Leben selbst und somit zugleich ein Faszinosum und ein Geheimnis. Ein einziger Blick auf die Arbeiten von Franz Konrad beweist, daß der Titel der Schau besser kaum hätte gewählt werden können.

Im Bazar sehen wir auch den Handwerkern bei ihrer Tätigkeit zu. Insofern fügt sich Bazar d`AK trefflich ins Konzept der AK-Galerie, deren Motto „Kunst werden“ lautet und die ihr Augenmerk auf das Entstehen und Wachsen und Werden von Arbeiten richtet. Dazu eine Episode: Eines Nachmittags im Vorjahr habe ich Franz Konrad im Atelier besucht – die Ausstellung war ja für den heurigen Jänner geplant, doch weil bekanntlich immer irgendwas dazwischenkommt, ist ein Wasserrohrbruch dazwischen gekommen…

Der Künstler – er saß wie ein Handwerker mitten im riesigen Bild auf einem Schemel – sagte, dann müsse er sich ziemlich beeilen und noch einige Bilder fertig malen. Er war ebenso erstaunt wie erleichtert, als ich meinte: „Bitte nicht, zeig sie uns doch so, wie sie jetzt sind.“

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Im Bazar trifft man auch die Geschichten- und Märchenerzähler mit deren reichem Fundus an Historien, Begebenheiten und Mythen, weise Männer mit Erfindungsgabe, Schlagfertigkeit  und phänomenalem Gedächtnis. Auch die geradezu psychedelischen Bilder Konrads erzählen Geschichten – und er selbst kann zu jedem Detail noch weitere Geschichten erzählen. Das sprudelt dann nur so und geht, wie man trefflich sagt, vom Hundertsten ins Tausendste. Ob es die Begegnung mit einem Hafnermeister war, der ihm den optimalen Luftzug im Kachelofen erklärt hat

 Oder wie er auf die Idee des „Kunstturnens“ kam – das Bild als Bedienungsanleitung für Körper und Seele, Kunst gegen Depression und Burnout.

Oder er erzählt von den japanischen Kobe-Rindern, die während der Mast gestreichelt werden, damit sie ja glücklich sind, und fügt kopfschüttelnd und lachend hinzu: „Dann kostet ein Kubikzentimeter ihres Fleisches 15 Euro. Und es gibt Leute, die das zahlen.“ Der Witz von Franz Konrad ist ebenso an die Realität gebunden wie absurd und abgründig und naiv – naiv im wahren Sinn des Wortes, nämlich „ursprünglich, natürlich, angeboren“. Mir fiel übrigens, als ich ihn im Atelier zwischen all den Arbeiten agieren sah, voller Neugier, Tatendrang und Schaffenslust, der Satz von Hölderlin ein: „Lern im Leben die Kunst, im Kunstwerk lerne das Leben. Siehst du das eine recht, siehst du das andere auch.“